17. August 2018 | |
Es ist schon fast 11 Uhr als wir in Richtung Rübeland starten. Aber das ist überhaupt kein Problem, im Urlaub soll man es ruhig angehen lassen und ein gemütliches Frühstück hat immer einen Mehrwert. Aber jetzt geht es los. Wir fahren auf der B27 durch eine sonnige Harzlandschaft. Über Serpentinen geht es auf Berge und wieder in Täler. Einfach herrlich.
|
|
Ein kurzer Fußweg in den Ort und wir sehen auf der anderen Seite der Bode die Hermannshöhle. Agi entdeckt einen großen weißen Bären hoch oben auf einem Felsen. Was hat es damit auf sich? Unsere Neugier wächst. Wir wollen an einer Besichtigung der Hermannshöhle teilnehmen. Eine Brücke führt über die Bode auf die andere Flussseite zum Eingangsgebäude der Hermannshöhle. Nun stellt sich heraus, dass wir total unvorbereitet auf dieses Ereignis sind. Während alle anderen Besucher dicke Jacke aus ihren Taschen hervorholen und überziehen, stehen wir in unserer Sommerkleidung ziemlich bedeppert da: kurzes, T-Shirt, kurze Hose, Sandalen. Ich frage bei Ticketkauf nach einem Umhang. Die Antwort kurz und bündig: Das gab es hier noch nie! Na schön, jetzt sind wir hier und wollen die Höhle sehen. |
Öffnungszeiten Eintritt Fotografieren verboten!
|
Eine junge Frau (in Winterkleidung!) übernimmt die Führung. Weil sich auch Touristen aus England in der Gruppe befinden, nimmt sie ihre Erklärungen in Deutsch und Englisch vor. Der Rundgang dauert eine gute Stunde. Wir erfahren viel Interessantes: Es handelt sich um eine Flusshöhle, die 1866 bei Straßenbauarbeiten entdeckt und nach Hermann Grotrian benannt wurde. Ganzjährig herrscht hier eine Temperatur von 8°C. (Es ist in der Tat eine gute Idee, entsprechende Kleidung mitzubringen. Knochenfunde in der Höhle zeigen, dass vor langer Zeit hier Bären für ihren Winterschlaf Unterschlupf gesucht haben. Diese Tiere waren offensichtlich Pflanzenfresser. Sie erreichten eine beachtliche Größe; sie waren größer als die uns bekannten Braunbären. In verschiedenen Höhlen haben Forscher Knochen dieser Tiere gefunden, die daraufhin als Höhlenbären bezeichnet wurden. Aufgrund eines Klimawandels und der damit einhergehenden sich verändernden Vegetation ist diese Bärenart vor 30.000 Jahren ausgestorben. Nun verstehen wir: Die weithin sichtbare Bärenskulptur mit der Inschrift „Dem letzten seines Stammes“ erinnert an diese ausgestorbene Bärenart. Heute halten Fledermäuse in der Höhle ihren Winterschlaf. |
|
|
|
In der Höhle sind außergewöhnliche Schönheiten zu bewundern, die die Natur in Jahrtausenden geschaffen hat: Tropfsteine, die ihren Ursprung in langsam durch Kalkstein fließenden kohlensäurehaltiges Wasser haben, das in Hohlräume tropft. Es bilden sich Tropfsteine aus Kalk, wunderschön anzusehen. Unterschiedliche Farbgebungen entstehen durch die Einlagerung verschiedener Mineralien. Wir erfahren weiter: Wenn ein Tropfstein sich von der Decke aus entwickelt, nennt man ihn Stalaktit, wächst er vom Boden empor, handelt es sich um einen Stalagmit und wachsen Stalaktit und Stalagmit zu einer Säule zusammen, entstehen ein Stalagnat. Ja, alles will einen Namen haben. | |
Eine weitere Attraktion sind die Grottenolme. Das sind urzeitliche weiß aussehende Schwanzlurche, die in der Finsternis in kalten Höhlengewässern leben. Sie erreichen eine Länge von gut 20 Zentimeter und sehr hohes Alter. Da sie ausschließlich in der Dunkelheit leben, bilden sich ihre Augen nach Geburt zurück. In Deutschland leben nur in der Hermannshöhle Grottenolme. Sie wurden aus Höhlen in Slowenien 1932 und 1856 hier in einem künstlich geschaffenen Höhlensee ausgesetzt in der Hoffnung, dass sie sich vermehren und heimisch werden. Diese Hoffnung hat sich noch nicht erfüllt, besteht aber nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen weiter. | |
Inzwischen spüren wir die Kälte deutlicher. Am Ende der Führung können die Besucher entscheiden, ob sie jetzt die Höhle verlassen oder ob sie noch die große Höhlenkreuzspinne Meta menardi sehen wollen. Agi will unbedingt, Marthe zieht es ins Warme. Ich begleite Agi. An den Höhlenwänden werden wir auf zwei Exemplare aufmerksam gemacht. Oh ja, letztere ist von beachtlicher Größe. Höhlenkreuzspinnen können eine Länge bis zu 17 Zentimeter erreichen. Für Menschen sind sie ungefährlich. Wie beruhigend. | |
Wieder im Freien strecken wir unsere eingefrorenen Glieder in der sommerlichen Wärme. Das tut gut. Um dieses Ereignis zu dokumentieren, kaufe ich ein Höhlenfoto. Wir Sommerfrischler in der ersten Reihe. Zurück zum Parkplatz. Nach wenigen Minuten sind wir wieder auf Betriebstemperatur und haben schon unser nächstes Ziel im Blick: die Rappbodetalsperre. |
Rappbodetalsperre
ist ein gewaltiges Bauwerk. Ihre Staumauer ist mit 106 Meter die höchste Staumauer in Deutschland. Sie staut das Wasser der Rappbode, einem Zufluss in die Bode, in einem fast 4 Quadratkilometer umfassenden Stausee und erfüllt vielfältige Funktionen: Sie dient als Trinkwasserreservoir, bildet einen Schutz vor Hochwasser und besitzt ein Wasserkraftwerk. |
Meine Idee war, den Mädchen dieses imposante Bauwerk und damit die Leistungen von Menschen zu zeigen. Ein Parkplatz befindet sich direkt an der Talsperre. 2€, das passt. Nun wollen wir uns – bevor es auf Erkundungstour zur Talsperre geht – erst einmal stärken. Einige Imbissbuden stehen zur Auswahl. Nach einigem Hin-und Her entscheiden wir uns für eine und wollen uns ein paar Meter weiter auf eine der vielen freien Bänke setzen. Marthe hat sich gerade hingesetzt, Agi und ich sind noch im Anmarsch, da stürzt eine wild gestikulierende Frau aus dem Fischbrötchenstand und schreit: Können sie nicht lesen? Hier dürfen sie nicht Platz nehmen. Das ist nur für Leute, die hier kaufen. Gehen sie zurück zum Chinesen, sonst wird ihnen Platzverbot erteilt. Meine Güte, was für eine Aufruhr, was für ein Geschütz auf kleine Spatzen. Diese Frau ist heute bestimmt mit dem falschen Fuß aufgestanden. Und was heißt hier Chinesen, zumal ich keinen entdecken kann. Oh je, Touristenfreundlichkeit sieht anders aus. | |
Die Mädchen sind regelrecht schockiert. Nun, wir sind im Urlaub und auf Stressvermeidung aus. Also suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen zum Verzehren der Currywürste. So, jetzt kann es losgehen. Nein, doch nicht ganz. Erst müssen Tickets gekauft werden, denn wir wollen nicht auf die Staumauer, sondern auf die erst 2017 fertiggestellte Stahlhängebrücke, die wir inzwischen entdeckt haben. Diese Brücke, die die Bode überspannt, hat sogar einen Namen: Titan-RT und nimmt für sich in Anspruch, mit 458 Meter die längste Hängebrücke ihrer Art zu sein. Sie überbietet die bisher als längste geltende Hängebrücke in Sotschi um 29 Meter. Da müssen wir hin. |
Öffnungszeiten Eintritt
|
Alles hochmodern. Das Eingangsdrehkreuz passieren wir mit unseren elektronischen Tickets. Die Brücke verläuft parallel zur Staumauer, auf die wir nun einen ausgezeichneten Blick haben. Und die Natur. Ein herrliches Panorama entfaltet sich vor des Betrachters Auge. Aber aufpassen: Es ist eine schwankende Angelegenheit. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte auch immer schön geradeaus schauen, keinesfalls nach durch das Gitterrost nach unten. Die Höhe ist beträchtlich. An die 100 Meter sollen es sein. | |
|
|
Die Mädchen bleiben faszinierend stehen. Sie sind nicht die einzigen, die den sich ankündigenden |
Öffnungszeiten Preis pro Person: 79€ |
|
Öffnungszeiten Preis pro Person: 39€ |
Mit dem Wallrunning kann ein weiterer Nervenkitzel gebucht werden. Was ist das, werden die meisten fragen? Ja, wir sind an einer Staumauer und diese kann man 43 Meter senkrecht (!) herunterlaufen, natürlich gut gesichert, das ist klar. Über all diese herausfordernden Erlebnisse kann man sich unter www.harzadrenalin.de informieren. |
Öffnungszeiten Preis pro Person: 49€ |
Gegen 16 Uhr verlassen wir das Talsperrenareal mit seinen Attraktionen. Jetzt haben wir Lust auf ein erfrischendes Bad. Da kommt uns das in der Nähe liegende Waldbad Osterteich in Gernrode gerade recht. Das kann man empfehlen. Ein gepflegtes Waldbad mit Rettungsschwimmer und einem Kiosk mit Getränken, Imbiss und Eis. Der Eintritt pro Person kostet 1€, parken ist frei. Also raus aus den Sachen und rein ins kühle Nass. Die Mädchen sind sofort im Wasser, ich brauche etwas länger. Aber immerhin, ich tauche auch ein und schwimme eine Runde. Herrliches, sauberes Wasser. Ein schöner Abschluss eines erlebnisreichen Tages. | |
|