8. Juni 2016 | |
Heute machen wir uns auf den Weg von Naumburg nach Arnstadt. Was verbindet diese beiden Städte? Die Antwort ist kurz: Johann Sebastian Bach. Die Stadtkirche von Naumburg besitzt eine Hildebrand-Orgel, deren Funktionalität Bach 1742 mit abgenommen hat. In Arnstadt hat der junge Bach als Organist in der heutigen Bach-Kirche gewirkt. Doch noch sind wir in Naumburg. Wir warten auf „Orgel um 12 – 30 Minuten Orgelmusik“ in der Stadtkirche mit Werken von Bach. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Bis 12 Uhr ist es noch etwas Zeit. Diese nutzen wir – nachdem alles gepackt und das Auto startklar ist – zu einem Rundgang entlang der Stadtbefestigung. Eine kleine Wasserkunst, Stadt- und Zolltore, eine Traditionsstraßenbahn, kleine Parks mit alten Bäumen. Pünktlich betreten wir St. Wenzel und haben Zeit, uns umzusehen. Natürlich gilt unser Blick zuerst der barocken Orgel, die von Zacharias Hildebrand erbaut und von Gottfried Silbermann und Johann Sebastian Bach abgenommen wurde. Die Kirche hat aber noch andere bemerkenswerte Highlights: Zwei Gemälde von Cranach und einen wunderschönen Hochaltar – und eine interessante aktuelle Ausstellung über Holzskulpturen. Die Aufführung beginnt. Der Organist stellt die einzelnen Stücke vor und wir genießen mit vielen anderen Besuchern das Konzert. Ein berührendes Erlebnis. Danach geht es in Richtung Arnstadt. Zunächst ganz viel Landstraße, das letzte Viertel Autobahn. Dieses Mal war der Navi echt hilfreich. Dann der Schock. Das Hotel, das wir gebucht haben, liegt am Stadtrand. Oh, das geht gar nicht. Hanna hat einen gebrochenen kleinen Zeh; Laufwegoptimierung ist angesagt. Wir fahren zur Touristeninformation und erkundigen uns nach einem zentral gelegenen Hotel. So kommen wir zur Pension Riedschenke. Wir stornieren das Hotel am Stadtrand und ziehen um in die Riedschenke, eine sehr einfache Unterkunft, aber mit freundlichen Gastgebern und zentrumsnah. Der Abendspaziergang endet auf dem Marktplatz in einem kleinen Café namens Marlitt. Zunächst nehmen wir den Namen gar nicht wahr. Ein nettes Café, wir sind hungrig und es fängt an zu regnen (die einzigen Tropfen während der gesamten Reise). Beim Warten auf die Bestellung lese ich die kleine historische Abhandlung auf der Speisekarte und stelle fest: Wir sitzen im Geburtshaus von Eugenie John, die unter dem Pseudonym Marlitt eine der gefragtesten Autorinnen der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ war. |
Stadtkirche St. Wenzel Adresse: Topfmarkt Stadtbefestigung Salzzoll-Tore Traditionsbahn Riedschenke Adresse: Vor dem Riedtor 6, 99310 Arnstadt
Die Gartenlaube Illustrierte Familienzeitschrift ab 1853; ein Massenblatt und Vorläufer moderner Illustrierter Eugenie John = Marlitt Schriftstellerin aus Arnstadt; erste Bestzellerautorin der Welt, veröffentlicht ihre Fortsetzungs-geschichten in der Gartenlaube. |